Keenly Preesents
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Martin Kohlstedt
Martin Kohlstedt
Komponist & Musiker
Martin Kohlstedt
Komponist & Musiker
Martin Kohlstedt
Komponist & Musiker
Martin Kohlstedt
Komponist & Musikerr
Martin Kohlstedt
Komponist & Musiker
Weimar
Weimar
Weimar
Weimar
Weimar
Martin Kohlstedt
Martin Kohlstedt
Martin Kohlstedt
Martin Kohlstedt
Martin Kohlstedt
Mario Gorniok (Interview, Kamera)
Salomé Wagner (Kamera, Schnitt)
Marie Zillgens (Assistenz, Doku)
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Mario Gorniok (Interview, Kamera)
Salomé Wagner (Kamera, Schnitt)
Marie Zillgens (Assistenz, Doku)
Mario Gorniok (Interv., Kamera)
Salomé Wagner (Kam., Schnitt)
Marie Zillgens (Assistenz, Doku)
Mario Gorniok (Interview, Kamera)
Salomé Wagner (Kamera, Schnitt)
Marie Zillgens (Assistenz, Doku)
Mario Gorniok (Interview, Kamera)
Salomé Wagner (Kamera, Schnitt)
Marie Zillgens (Assistenz, Doku)
"Es muss immer frei bleiben und es muss immer wieder ins kalte Wasser geworfen werden. Und dann kann es auch nur echte Kunst bleiben."
"Es muss immer frei bleiben und es muss immer wieder ins kalte Wasser geworfen werden. Und dann kann es auch nur echte Kunst bleiben."
"Es muss immer frei bleiben und es muss immer wieder ins kalte Wasser geworfen werden. Und dann kann es auch nur echte Kunst bleiben."
"Es muss immer frei bleiben und es muss immer wieder ins kalte Wasser geworfen werden. Und dann kann es auch nur echte Kunst bleiben."
"Es muss immer frei bleiben und es muss immer wieder ins kalte Wasser geworfen werden. Und dann kann es auch nur echte Kunst bleiben."
Martin Kohlstedt ist ein deutscher Musiker und Komponist, dessen persönliche Beziehung zur Musik durch den Bruch mit klassischen Konventionen geebnet ist. Auf diese Weise kann sich Kohlstedt frei entfalten und kreiert eine für sich eigene Einstellung zur Musik. Wie er dies tut und wie er sich im Laufe seiner Karriere verändert hat, berichtet er uns im folgenden Gespräch.
Martin Kohlstedt ist ein deutscher Musiker und Komponist, dessen persönliche Beziehung zur Musik durch den Bruch mit klassischen Konventionen geebnet ist. Auf diese Weise kann sich Kohlstedt frei entfalten und kreiert eine für sich eigene Einstellung zur Musik. Wie er dies tut und wie er sich im Laufe seiner Karriere verändert hat, berichtet er uns im folgenden Gespräch.
Martin Kohlstedt ist ein deutscher Musiker und Komponist, dessen persönliche Beziehung zur Musik durch den Bruch mit klassischen Konventionen geebnet ist. Auf diese Weise kann sich Kohlstedt frei entfalten und kreiert eine für sich eigene Einstellung zur Musik. Wie er dies tut und wie er sich im Laufe seiner Karriere verändert hat, berichtet er uns im folgenden Gespräch.
Martin Kohlstedt ist ein deutscher Musiker und Komponist, dessen persönliche Beziehung zur Musik durch den Bruch mit klassischen Konventionen geebnet ist. Auf diese Weise kann sich Kohlstedt frei entfalten und kreiert eine für sich eigene Einstellung zur Musik. Wie er dies tut und wie er sich im Laufe seiner Karriere verändert hat, berichtet er uns im folgenden Gespräch.
Martin Kohlstedt ist ein deutscher Musiker und Komponist, dessen persönliche Beziehung zur Musik durch den Bruch mit klassischen Konventionen geebnet ist. Auf diese Weise kann sich Kohlstedt frei entfalten und kreiert eine für sich eigene Einstellung zur Musik. Wie er dies tut und wie er sich im Laufe seiner Karriere verändert hat, berichtet er uns im folgenden Gespräch.
Das ist eigentlich die schwierigste Frage zu Beginn. Martin Kohlstedt mein Name, ich bin gebürtiger Nord-Thüringer und hab es in der Musik probiert und hab ein eigenes Label gegründet und hab auch an der Bauhaus Universität hier in Weimar studiert, hab in alle möglichen Himmelsrichtungen alles ausprobiert, ja und am Ende bin ich ein Typ am Klavier.
Interessanterweise gab es nichts was einen zur Musik hin bewegt hat von Außen. Ich glaube, das hat es auch so schön für mich gemacht, dass da etwas war, was nicht unter ‘nem gewissen Leistungsdruck, unter Noten oder einer Hierarchie, einem Lehrer zuliebe stattfindet. Und deswegen hab’ ich mich mit zwölf wenn ich von der Schule heimkam manchmal ans Klavier gesetzt, wir hatten ein sehr verstimmtes im Wohnzimmer stehen. Dann hab’ ich einzelne Tasten gedrückt, auf eine fast meditative Art und Weise und das hat - wie andere wahrscheinlich malen, der andere macht Yoga, der andere geht joggen - hat mir das sehr geholfen erstmal da mit mir zu sein. Ich konnte da so ein bisschen die Zeit vergessen und hab’ einfach ein paar Sachen ausprobiert und manchmal ist einfach ein bisschen Spucke aus dem Mund gelaufen und da wusste ich, dass ich auf ‘nem richtigen Weg war.
Wann war dir klar, dass du Musiker werden willst?
Das Verrückte ist, in dem Moment wo man halt erzogen wird von Außen, traut man sich das sehr sehr lange nicht zu sagen, dass diese Musik eigentlich schon total viel von einem einnimmt und dass man das vielleicht sogar mal machen sollte. Das ist wie Astronaut werden, eigentlich, auf dem Land. Das brauchst du auch nicht deinen Großeltern erklären und erst recht nicht deinen Eltern. Das heißt, das ist wie versteckt mit mir mitgeschwommen, ich hab’ das immer für mich gebraucht und auch immer für mich angewendet. Eigentlich brauchte es erst - und das ist das perfide an der ganzen Sache - für mich einen großen Familieneinschlag, dass ich mich da raus emanzipieren konnte.
Genau, das hat dann angefangen in Erfurt im Zughafen und ich wusste noch nicht in welcher Form sich diese Musik ausleben würde. Ich hab’ viel Filmmusik gemacht, ich war mit Clueso beim Bundesvision Songcontest, ich war mit elektronischen Bands in Holland in den Clubs, ich hab’ HipHop gemacht, Funk, Splash Festival, Reggae - irgendwie war man überall dabei und man hat dadurch auch viel gelernt und viel ausgetauscht, aber irgendwann hatte man sich dann im Fernsehen ertappt mit so Playback Tamburins und wusste: irgendwas ist völlig schief gelaufen. So schöner war es, also das war dann die nächste große Emanzipation, sich aus diesen Freundeskreisen ein Stück weit den Rücken zuzukehren - natürlich nicht den Menschen, sondern den Projekten an sich, also den Konstrukten - und zu sagen: ich fang jetzt wieder bei mir an, da als zwölfjähriger, wo ich ohne Belange an so ‘nem Klavier rumgedrückt hab’, ohne Fähigkeiten, ohne diese Sucht nach Abilities und Virtuosität und so, also nicht nach der falschen Wahrheit sozusagen. Die Leute kamen wieder, es wurden vertrautere Umgebungen und irgendwann konnte ich dann sagen: Ich glaub’ ich gründe jetzt ein Label und mein das ernst.
Dein bisher stärkster Moment im Schaffen?
Also vielleicht muss man von vorn erklären: wenn ich auf der Bühne bin, dann schaltet sich die komplette Hülle ab. Ich kann dort nicht mal so sprechen wie ich jetzt spreche. Also die komplette Außenhülle, alles was einen ausmacht, ist auf Unterbewusstsein geschaltet und nicht mehr Zwerchfell gestützt, auch eigentlich nicht mehr richtig präsent und ich mach da meine Sache und ich komm da sehr mit mir in Kontakt. Der Gegenüber, das wäre das Publikum, der kommt quasi passiv dadurch mit sich in Kontakt. Es ist eigentlich kein direkter Auftritt, ich sitze sogar mit dem Rücken zum Publikum, das vielleicht als Vorstellung vorab. Ich walte da und die Improvisation, die ich betreibe, ist halt so ein bisschen “always on the edge”. Es ist nie sicher, dass diese Komposition durchgeht oder irgendwas dergleichen. Es werden Stücke mittendrin abgebrochen, aber dann auch wieder mit allen kommuniziert. Es wird auf einmal so ein sicherer Raum aufgebaut, damit sowas auch möglich wird. Jetzt hatte ich die erste Einladung - nehmen wir mal Teheran - und dort kommst du als deutscher Komponist hin, wirst mit einer Limousine vor diese klassische Halle gefahren, funktioniert das dort? Kann ich dort ich selbst sein oder merke ich, wie ich mich aufrichte und eine Verbeugung mache und komische englische Floskeln zusammenstelle, die vielleicht überhaupt nicht dem entsprechen. Und das waren so die krassesten ersten Erfahrungen.
Es gibt keinen speziellsten Moment, aber so schön, dass es in dem einen Land Jazz versucht zu sein und in anderen Orten ist es Elektronika und da ist es Neo-Klassik und da ist es einfach völlig egal und so weiter. Das Genre wird sofort aufgebrochen, ich glaube das ist so die Mission, in der man da für sich selbst erwählt so unterwegs ist. Diese Grenzen in Frage zu stellen und auf Kommunikation zu pochen und Emotionen.
Dein bisher schlimmstes Erlebnis im Job?
Es gab viele sehr unsichere und deswegen peinliche Momente. Man war vorher in so vielen musischen Projekten und man konnte genau definieren warum was gut und was nicht gut war, alles war ausgecheckt und bei mir war gar nichts ausgecheckt, es war einfach laufen lassen, mit offenem Mund und …, da kamen manchmal ganz kindliche Strukturen usw. und da gab es auf jeden Fall so im ersten Jahr, 2014, 2015 sogar noch, gerade hier bei den größeren Auftritten, dass ich dieser Wand nicht gewappnet war und ich merke, dass ich auf dieser Bühne zusammengesackt bin und habe teilweise eine Minute nichts getan. Und da zieht sich mit jeder weiteren Sekunde die Schlinge weiter zu, weil, ja, das kommt dir vor wie sechs Minuten. Also es ist…das Publikum still…es gibt keine weiteren Feedbacks, du bist quasi ganz alleine mit dir und irgendwann empfindest du dieses Publikum als Spiegel. Und das ist es tatsächlich in diesem Fall auch. Und irgendwann bemerkst du aber, dass das alles völlig okay ist und dass du auch darüber reden kannst. Auf einmal konnte ich in der Elbphilharmonie Ende 2017 mitten im Stück abbrechen, was für einen klassischen Pianisten zum Beispiel ein Karriereende bedeuten könnte. Und auch bei mir gab es ein Raunen, Staunen, das Einatmen von 2500 Menschen, einfach aus der Angst, dass ich mich nicht mehr wohlfühlen könnte und dann dreht man sich aber fast okay damit zu den Leuten um und sagt: das ist nicht der richtige Weg, ich fange nochmal anders an.
Und auf einmal bekommt, habe ich bemerkt, dass ich bestimmen kann, ob das peinlich ist, oder nicht. Und das war glaube ich eine der spannendsten Punkte der Emanzipation, irgendwie seine Musik da freier und offen zu gestalten.
Das ist wohl oder übel mitgekommen, wenn man die Konventionen bricht, das begann schon einfach, als dann die ersten Auslandsauftritte dazu kamen und du dich auch nicht mehr einfach in der deutschen Sprache für alles rechtfertigen konntest, sondern ich war vor den feinst angezogenen Menschen bis hin zu den wundervollsten Hippies auf großen Festivals usw. Meine Person oder dieses schick konnte nicht immer gewährleistet werden, ich habe mich aber immer wieder dazwischen gefunden, Auftritte Barfuß gespielt und auf der anderen Seite dann wieder was schickes angehabt usw. und dann auch mal reduziert auf ein schwarzen T-Shirt, weil das nicht mehr wichtig ist, was ich in dem Fall bin, sondern die Musik hatte auf einmal ihren Platz.
Da hat man auf einmal gemerkt, dass gerade in Kirchen, gerade in grossen und langen Gebäuden und das man auch da die Konventionen brechen kann. Man ist ja in einer Kirche, das Gebäude hat schon eine Bedeutung. Wenn ich also anfange mit Synthesizern diese Kirchenfenster zum wackeln zu bringen, habe ich gemerkt, dass diese Macht irgendwie, die hat man sich dann auch mal zu Nutze gemacht. Grosse, alte Staatsbibliotheken, wie gesagt auch Hausdächer in Elektro und gerade in elektronischen Konzerten mit Absicht wieder solo-klavier zu spielen, wieder so dagegen eine Blase zu schaffen in der wieder alles anders ist und die Menschen, obwohl man einfach alle anderen Bühnen hören konnte, einfach so ganz auf das Leise hören wollten. Ja, so hat sich dann irgendwann diese Elektronik da eingemischt in das Ganze, was vorher Solo-Piano war. Früher konnte ich alle meine Floskeln am Solo-Piano für mich bedeutsam machen, aber die Elektronik war der Diskurs. Da war das erste mal der Gegenüber, der Kontrast, eigentlich sogar manchmal der Feind oder die Bedrohung des Ganzen und das hat dann aber erst so viel Reibung erzeugt, dass ich die Musik weiterentwickeln musste.
Gibt es beruflich etwas an dem du fast verzweifelt wärst?
Verzweiflung ist schon das letzte Level, aber Zweifel ist eigentlich noch gut - Verzweiflung blockiert dann. Es muss noch etwas davor sein. Unsicherheit ist ein sehr schöner Moment. Sich der Sache nicht sicher zu sein, unabsolut zu handeln, dann merk ich auch, dass die Finger weich bleiben und das man eher sucht bei spielen und dann ist man in der Improvisation viel mehr im Moment. In dem Moment wo die Verzweiflung einsetzt merkt man, dass das Gehirn oder die linke Gehirnhälfte eigentlich versucht das wieder hin zu biegen oder auf die nächste Insel hin zu spielen - und da merkt man, dass man konstruiert. Also das wäre dann die Fake-Impro. Das ist dann wieder etwas, das die Musik dann eher einschränkt. Es ist das davor.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich hab irgendwann mal für mich eine Hauptquelle an Inspiration festgestellt und das sind tatsächlich all die Leute um mich herum und sozusagen wie die Verbindung dazu ist. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in meinem Label nicht Leute eingestellt habe, die kompetent sind - also das klingt jetzt hart - sondern die mit mir da rein wachsen, also die meine Authentizität jeden Tag auf den Prüfstand stellen und hab irgendwann gemerkt, dass durch das steigende Vertrauen dieser Freunde und auch durch die Familie und all das drumherum , dass man immer mehr abgesichert und eingebettet war. Und da sind wir wieder bei diesem Freiheitskonstrukt, dass ich dadurch freier wurde im Handeln und ich auch auf der Bühne immer besser drüber reden konnte, weil ich hab für meine Partnerin oder ich habe gemerkt: egal wie ich hier heute rausgehe, ich bin in einem sicheren Kreis. Es hat immer mehr erlaubt. Und aus diesen paar nahen Menschen sind jetzt viele tausende tatsächlich geworden die immer wieder auf Konzerte kommen, teilweise auf 25 Konzerte hintereinander, weil es ja immer ein anderes ist. Und daran sehe ich irgendwie, dass sie es nicht einfach nur verstanden haben, sondern, dass da für sie selbst ein krasser Prozess mit reinkommt und das schafft für mich Inspiration oder meine Aufgabe. Genau diese Arbeit am laufen zu halten, diese Suche und dieses in Kontakt kommen. Dass da natürlich auch Natur eine Rolle spielt, dass ich in der Natur gut klar komme und zu mir finde, Wälder, Wasser, Ozeane, usw. Ich weiß nicht genau, ob es als aktive Inspirationsquelle bezeichnet werden kann, aber es hilft sehr, es zu ordnen, sagen wirs so, aber es ist tatsächlich etwas menschliches, was damit einhergeht. Das kann man wohl als Hauptinspirationsquelle bezeichnen.
Die Musik erfährt gerade an vielen Ecken so eine ganz verrückte Stagnation. Vorher gab es ja diese Genres und alle waren auf Kurs. Die 90er waren so die freie Entfaltung, alles aus den 80ern wurde nochmal überperformed und ist dann irgendwann in so einem Feuerwerk irgendwie zu Grunde gegangen und mittlerweile hat so jeder seinen eigenen Bereich in dem er hört. Früher habe ich sicherlich viel ruhiges, filmmusisches ohne Text gehört, weil ich sozusagen da mehr für mich reininterpretieren konnte. In dem Moment wo ich das aber selbst begonnen habe zu betreiben, sag ich mal, oder selbst für mich diese Blase aufrecht zu erhalten, habe ich gemerkt, dass andere Musikstile, die quasi sich noch entwickeln - das ist seltsamerweise gerade bei mir der HipHop, wenn man jetzt mal davon ausgeht. Das ist eine der diskursreichsten Musikrichtungen die es gerade noch gibt und es gibt gerade eine so wahnsinnig gute Frauenbewegung - Sudan Archives, Little Simz, Sampa the Great - wo aus verschiedenen Ländern, also noch da wo wirklich notwendig was gesagt werden muss, was zusammenkommt. Und ich glaube, das ist für mich das Zauberwort: Musik die noch irgendwo notwendig ist, da machts bei mir klick. Es gab so viele lebhafte Zeiten und in denen sucht man natürlich rum und da gibts sehr viel zeitliche oder geschichtliche Bezüge, aber auch die Zeit die es jetzt mitbringt, da ist viel - entweder es geht ganz tief nach innen, in den Ambient und in die ganz entschleunigte, zeitgestretchte Musik, wo man viel ordnet und defragmentiert im Kopf, oder es ist wirklich der Versuch klartext zu reden und da sind wir in der ganz bewussten Musik und da ist ja der HipHop gerade irgendwie genau mein Gegenspieler. Ich glaube, das Wort als Wert, da bin ich immer noch sehr vorsichtig. Also ich mag die Interpretationsfreiheit einfach und deswegen auch meine Stücke so kryptisch gehalten, meine Albumtitel in sehr sporadischen Metaphern, kann man sagen, gehalten und jeder hat so seine Geschichte und die kann er dann da so mit hinbringen.
Es gibt tatsächlich jetzt mein jüngstes Experiment, das ist mein recht introvertiertes, selbstkreiertes, allein gebautes Album “Strom”, was man mal in den Kontext eines klassischen Chors gestellt hat. Es war aber nicht das erste Ziel “Ohja, das muss mit Stimmen versehen werden”, sondern das erste Ziel ist: okay, das ist eigentlich nicht möglich, diese klassische Struktur mit diesem intuitiven improvisierten zusammen zu werfen. Und das war der Reiz.
Und so waren auf einmal sechzig Stimmen verwoben als Instrument mit meiner doch eher nahen und innigen Musik und das war schon Wahnsinn. Also, ich hab’ fünf Proben erstmal nur durch geweint, das war einfach zu schön. Die alten Stücke von einem Selbst und dann versehen mit dieser Armee an Rückhalt, das war zu viel des Guten. Das war so schön.
Ein paar Worte an zukünftige Musiker:
Ich wüsste nicht genau zu formulieren, wie ich etwas formulieren sollte, was nicht so wirkt, als hätte ich schon mal etwas rausgefunden. Also, das ist einfach nicht der Fall. Ich bin 32, alles was ich sage kann nicht so richtig absolut hingenommen werden, ich kann eigentlich nur sagen, dass dieses “Laufen lassen” oder ich nenn' es jetzt mal “Zulassen”, ohne, dass man das jetzt in so einem weißleinigen, esotherischen Sinne verstehen muss, sondern, dass mir irgendwann geholfen hat die Dinge weiter zu entwickeln, in dem Moment, in dem ich das Scheitern mit rein gerechnet habe. Ich habe tatsächlich irgendwann Musik herausgebracht die nicht fertig war und auch nicht zu Ende prozessiert und auch nicht irgendwie zu durchdacht, sondern das sind Lieder oder Stücke an die ich mich erinnert habe zwischen zwölften und zwanzigsten Lebensjahr und habe versucht mit ‘nem Rückrad die frei nach Außen zu geben. Ich hab’ dafür auch ordentlich eingesteckt, auch aus der eigenen Kollegschaft, hab’ aber dadurch gemerkt, dass ich auf ‘nen richtigen Weg komme. Und das war irgendwie ein schöner Moment, den Prozess auf einmal mit rein zu rechnen, den Perfektionsdrang abzuschalten, also die ganzen Dinge, die einem eigentlich die Freiheit nehmen, langsam abzubauen. Aber das geht leider nicht mit ‘nem Fingerschnips. Das ist wie der Kalenderspruch: “Ey, leb’ mal im Moment!” und das kann man zwar 600 mal lesen jeden Morgen usw., aber man kann es nicht begreifen, wenn man das nicht einmal wirklich zugelassen hat, was das wirklich heißt, wenn man nicht hinschaut, wo die Sache hinläuft. Vielleicht bringt das irgendwas. Wer weiß das schon.
Weimar, März 2020
Das ist eigentlich die schwierigste Frage zu Beginn. Martin Kohlstedt mein Name, ich bin gebürtiger Nord-Thüringer und hab es in der Musik probiert und hab ein eigenes Label gegründet und hab auch an der Bauhaus Universität hier in Weimar studiert, hab in alle möglichen Himmelsrichtungen alles ausprobiert, ja und am Ende bin ich ein Typ am Klavier.
Interessanterweise gab es nichts was einen zur Musik hin bewegt hat von Außen. Ich glaube, das hat es auch so schön für mich gemacht, dass da etwas war, was nicht unter ‘nem gewissen Leistungsdruck, unter Noten oder einer Hierarchie, einem Lehrer zuliebe stattfindet. Und deswegen hab’ ich mich mit zwölf wenn ich von der Schule heimkam manchmal ans Klavier gesetzt, wir hatten ein sehr verstimmtes im Wohnzimmer stehen. Dann hab’ ich einzelne Tasten gedrückt, auf eine fast meditative Art und Weise und das hat - wie andere wahrscheinlich malen, der andere macht Yoga, der andere geht joggen - hat mir das sehr geholfen erstmal da mit mir zu sein. Ich konnte da so ein bisschen die Zeit vergessen und hab’ einfach ein paar Sachen ausprobiert und manchmal ist einfach ein bisschen Spucke aus dem Mund gelaufen und da wusste ich, dass ich auf ‘nem richtigen Weg war.
Wann war dir klar, dass du Musiker werden willst?
Das Verrückte ist, in dem Moment wo man halt erzogen wird von Außen, traut man sich das sehr sehr lange nicht zu sagen, dass diese Musik eigentlich schon total viel von einem einnimmt und dass man das vielleicht sogar mal machen sollte. Das ist wie Astronaut werden, eigentlich, auf dem Land. Das brauchst du auch nicht deinen Großeltern erklären und erst recht nicht deinen Eltern. Das heißt, das ist wie versteckt mit mir mitgeschwommen, ich hab’ das immer für mich gebraucht und auch immer für mich angewendet. Eigentlich brauchte es erst - und das ist das perfide an der ganzen Sache - für mich einen großen Familieneinschlag, dass ich mich da raus emanzipieren konnte.
Genau, das hat dann angefangen in Erfurt im Zughafen und ich wusste noch nicht in welcher Form sich diese Musik ausleben würde. Ich hab’ viel Filmmusik gemacht, ich war mit Clueso beim Bundesvision Songcontest, ich war mit elektronischen Bands in Holland in den Clubs, ich hab’ HipHop gemacht, Funk, Splash Festival, Reggae - irgendwie war man überall dabei und man hat dadurch auch viel gelernt und viel ausgetauscht, aber irgendwann hatte man sich dann im Fernsehen ertappt mit so Playback Tamburins und wusste: irgendwas ist völlig schief gelaufen. So schöner war es, also das war dann die nächste große Emanzipation, sich aus diesen Freundeskreisen ein Stück weit den Rücken zuzukehren - natürlich nicht den Menschen, sondern den Projekten an sich, also den Konstrukten - und zu sagen: ich fang jetzt wieder bei mir an, da als zwölfjähriger, wo ich ohne Belange an so ‘nem Klavier rumgedrückt hab’, ohne Fähigkeiten, ohne diese Sucht nach Abilities und Virtuosität und so, also nicht nach der falschen Wahrheit sozusagen. Die Leute kamen wieder, es wurden vertrautere Umgebungen und irgendwann konnte ich dann sagen: Ich glaub’ ich gründe jetzt ein Label und mein das ernst.
Dein bisher stärkster Moment im Schaffen?
Also vielleicht muss man von vorn erklären: wenn ich auf der Bühne bin, dann schaltet sich die komplette Hülle ab. Ich kann dort nicht mal so sprechen wie ich jetzt spreche. Also die komplette Außenhülle, alles was einen ausmacht, ist auf Unterbewusstsein geschaltet und nicht mehr Zwerchfell gestützt, auch eigentlich nicht mehr richtig präsent und ich mach da meine Sache und ich komm da sehr mit mir in Kontakt. Der Gegenüber, das wäre das Publikum, der kommt quasi passiv dadurch mit sich in Kontakt. Es ist eigentlich kein direkter Auftritt, ich sitze sogar mit dem Rücken zum Publikum, das vielleicht als Vorstellung vorab. Ich walte da und die Improvisation, die ich betreibe, ist halt so ein bisschen “always on the edge”. Es ist nie sicher, dass diese Komposition durchgeht oder irgendwas dergleichen. Es werden Stücke mittendrin abgebrochen, aber dann auch wieder mit allen kommuniziert. Es wird auf einmal so ein sicherer Raum aufgebaut, damit sowas auch möglich wird. Jetzt hatte ich die erste Einladung - nehmen wir mal Teheran - und dort kommst du als deutscher Komponist hin, wirst mit einer Limousine vor diese klassische Halle gefahren, funktioniert das dort? Kann ich dort ich selbst sein oder merke ich, wie ich mich aufrichte und eine Verbeugung mache und komische englische Floskeln zusammenstelle, die vielleicht überhaupt nicht dem entsprechen. Und das waren so die krassesten ersten Erfahrungen.
Es gibt keinen speziellsten Moment, aber so schön, dass es in dem einen Land Jazz versucht zu sein und in anderen Orten ist es Elektronika und da ist es Neo-Klassik und da ist es einfach völlig egal und so weiter. Das Genre wird sofort aufgebrochen, ich glaube das ist so die Mission, in der man da für sich selbst erwählt so unterwegs ist. Diese Grenzen in Frage zu stellen und auf Kommunikation zu pochen und Emotionen.
Dein bisher schlimmstes Erlebnis im Job?
Es gab viele sehr unsichere und deswegen peinliche Momente. Man war vorher in so vielen musischen Projekten und man konnte genau definieren warum was gut und was nicht gut war, alles war ausgecheckt und bei mir war gar nichts ausgecheckt, es war einfach laufen lassen, mit offenem Mund und …, da kamen manchmal ganz kindliche Strukturen usw. und da gab es auf jeden Fall so im ersten Jahr, 2014, 2015 sogar noch, gerade hier bei den größeren Auftritten, dass ich dieser Wand nicht gewappnet war und ich merke, dass ich auf dieser Bühne zusammengesackt bin und habe teilweise eine Minute nichts getan. Und da zieht sich mit jeder weiteren Sekunde die Schlinge weiter zu, weil, ja, das kommt dir vor wie sechs Minuten. Also es ist…das Publikum still…es gibt keine weiteren Feedbacks, du bist quasi ganz alleine mit dir und irgendwann empfindest du dieses Publikum als Spiegel. Und das ist es tatsächlich in diesem Fall auch. Und irgendwann bemerkst du aber, dass das alles völlig okay ist und dass du auch darüber reden kannst. Auf einmal konnte ich in der Elbphilharmonie Ende 2017 mitten im Stück abbrechen, was für einen klassischen Pianisten zum Beispiel ein Karriereende bedeuten könnte. Und auch bei mir gab es ein Raunen, Staunen, das Einatmen von 2500 Menschen, einfach aus der Angst, dass ich mich nicht mehr wohlfühlen könnte und dann dreht man sich aber fast okay damit zu den Leuten um und sagt: das ist nicht der richtige Weg, ich fange nochmal anders an.
Und auf einmal bekommt, habe ich bemerkt, dass ich bestimmen kann, ob das peinlich ist, oder nicht. Und das war glaube ich eine der spannendsten Punkte der Emanzipation, irgendwie seine Musik da freier und offen zu gestalten.
Das ist wohl oder übel mitgekommen, wenn man die Konventionen bricht, das begann schon einfach, als dann die ersten Auslandsauftritte dazu kamen und du dich auch nicht mehr einfach in der deutschen Sprache für alles rechtfertigen konntest, sondern ich war vor den feinst angezogenen Menschen bis hin zu den wundervollsten Hippies auf großen Festivals usw. Meine Person oder dieses schick konnte nicht immer gewährleistet werden, ich habe mich aber immer wieder dazwischen gefunden, Auftritte Barfuß gespielt und auf der anderen Seite dann wieder was schickes angehabt usw. und dann auch mal reduziert auf ein schwarzen T-Shirt, weil das nicht mehr wichtig ist, was ich in dem Fall bin, sondern die Musik hatte auf einmal ihren Platz.
Da hat man auf einmal gemerkt, dass gerade in Kirchen, gerade in grossen und langen Gebäuden und das man auch da die Konventionen brechen kann. Man ist ja in einer Kirche, das Gebäude hat schon eine Bedeutung. Wenn ich also anfange mit Synthesizern diese Kirchenfenster zum wackeln zu bringen, habe ich gemerkt, dass diese Macht irgendwie, die hat man sich dann auch mal zu Nutze gemacht. Grosse, alte Staatsbibliotheken, wie gesagt auch Hausdächer in Elektro und gerade in elektronischen Konzerten mit Absicht wieder solo-klavier zu spielen, wieder so dagegen eine Blase zu schaffen in der wieder alles anders ist und die Menschen, obwohl man einfach alle anderen Bühnen hören konnte, einfach so ganz auf das Leise hören wollten. Ja, so hat sich dann irgendwann diese Elektronik da eingemischt in das Ganze, was vorher Solo-Piano war. Früher konnte ich alle meine Floskeln am Solo-Piano für mich bedeutsam machen, aber die Elektronik war der Diskurs. Da war das erste mal der Gegenüber, der Kontrast, eigentlich sogar manchmal der Feind oder die Bedrohung des Ganzen und das hat dann aber erst so viel Reibung erzeugt, dass ich die Musik weiterentwickeln musste.
Gibt es beruflich etwas an dem du fast verzweifelt wärst?
Verzweiflung ist schon das letzte Level, aber Zweifel ist eigentlich noch gut - Verzweiflung blockiert dann. Es muss noch etwas davor sein. Unsicherheit ist ein sehr schöner Moment. Sich der Sache nicht sicher zu sein, unabsolut zu handeln, dann merk ich auch, dass die Finger weich bleiben und das man eher sucht bei spielen und dann ist man in der Improvisation viel mehr im Moment. In dem Moment wo die Verzweiflung einsetzt merkt man, dass das Gehirn oder die linke Gehirnhälfte eigentlich versucht das wieder hin zu biegen oder auf die nächste Insel hin zu spielen - und da merkt man, dass man konstruiert. Also das wäre dann die Fake-Impro. Das ist dann wieder etwas, das die Musik dann eher einschränkt. Es ist das davor.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich hab irgendwann mal für mich eine Hauptquelle an Inspiration festgestellt und das sind tatsächlich all die Leute um mich herum und sozusagen wie die Verbindung dazu ist. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in meinem Label nicht Leute eingestellt habe, die kompetent sind - also das klingt jetzt hart - sondern die mit mir da rein wachsen, also die meine Authentizität jeden Tag auf den Prüfstand stellen und hab irgendwann gemerkt, dass durch das steigende Vertrauen dieser Freunde und auch durch die Familie und all das drumherum , dass man immer mehr abgesichert und eingebettet war. Und da sind wir wieder bei diesem Freiheitskonstrukt, dass ich dadurch freier wurde im Handeln und ich auch auf der Bühne immer besser drüber reden konnte, weil ich hab für meine Partnerin oder ich habe gemerkt: egal wie ich hier heute rausgehe, ich bin in einem sicheren Kreis. Es hat immer mehr erlaubt. Und aus diesen paar nahen Menschen sind jetzt viele tausende tatsächlich geworden die immer wieder auf Konzerte kommen, teilweise auf 25 Konzerte hintereinander, weil es ja immer ein anderes ist. Und daran sehe ich irgendwie, dass sie es nicht einfach nur verstanden haben, sondern, dass da für sie selbst ein krasser Prozess mit reinkommt und das schafft für mich Inspiration oder meine Aufgabe. Genau diese Arbeit am laufen zu halten, diese Suche und dieses in Kontakt kommen. Dass da natürlich auch Natur eine Rolle spielt, dass ich in der Natur gut klar komme und zu mir finde, Wälder, Wasser, Ozeane, usw. Ich weiß nicht genau, ob es als aktive Inspirationsquelle bezeichnet werden kann, aber es hilft sehr, es zu ordnen, sagen wirs so, aber es ist tatsächlich etwas menschliches, was damit einhergeht. Das kann man wohl als Hauptinspirationsquelle bezeichnen.
Die Musik erfährt gerade an vielen Ecken so eine ganz verrückte Stagnation. Vorher gab es ja diese Genres und alle waren auf Kurs. Die 90er waren so die freie Entfaltung, alles aus den 80ern wurde nochmal überperformed und ist dann irgendwann in so einem Feuerwerk irgendwie zu Grunde gegangen und mittlerweile hat so jeder seinen eigenen Bereich in dem er hört. Früher habe ich sicherlich viel ruhiges, filmmusisches ohne Text gehört, weil ich sozusagen da mehr für mich reininterpretieren konnte. In dem Moment wo ich das aber selbst begonnen habe zu betreiben, sag ich mal, oder selbst für mich diese Blase aufrecht zu erhalten, habe ich gemerkt, dass andere Musikstile, die quasi sich noch entwickeln - das ist seltsamerweise gerade bei mir der HipHop, wenn man jetzt mal davon ausgeht. Das ist eine der diskursreichsten Musikrichtungen die es gerade noch gibt und es gibt gerade eine so wahnsinnig gute Frauenbewegung - Sudan Archives, Little Simz, Sampa the Great - wo aus verschiedenen Ländern, also noch da wo wirklich notwendig was gesagt werden muss, was zusammenkommt. Und ich glaube, das ist für mich das Zauberwort: Musik die noch irgendwo notwendig ist, da machts bei mir klick. Es gab so viele lebhafte Zeiten und in denen sucht man natürlich rum und da gibts sehr viel zeitliche oder geschichtliche Bezüge, aber auch die Zeit die es jetzt mitbringt, da ist viel - entweder es geht ganz tief nach innen, in den Ambient und in die ganz entschleunigte, zeitgestretchte Musik, wo man viel ordnet und defragmentiert im Kopf, oder es ist wirklich der Versuch klartext zu reden und da sind wir in der ganz bewussten Musik und da ist ja der HipHop gerade irgendwie genau mein Gegenspieler. Ich glaube, das Wort als Wert, da bin ich immer noch sehr vorsichtig. Also ich mag die Interpretationsfreiheit einfach und deswegen auch meine Stücke so kryptisch gehalten, meine Albumtitel in sehr sporadischen Metaphern, kann man sagen, gehalten und jeder hat so seine Geschichte und die kann er dann da so mit hinbringen.
Es gibt tatsächlich jetzt mein jüngstes Experiment, das ist mein recht introvertiertes, selbstkreiertes, allein gebautes Album “Strom”, was man mal in den Kontext eines klassischen Chors gestellt hat. Es war aber nicht das erste Ziel “Ohja, das muss mit Stimmen versehen werden”, sondern das erste Ziel ist: okay, das ist eigentlich nicht möglich, diese klassische Struktur mit diesem intuitiven improvisierten zusammen zu werfen. Und das war der Reiz.
Und so waren auf einmal sechzig Stimmen verwoben als Instrument mit meiner doch eher nahen und innigen Musik und das war schon Wahnsinn. Also, ich hab’ fünf Proben erstmal nur durch geweint, das war einfach zu schön. Die alten Stücke von einem Selbst und dann versehen mit dieser Armee an Rückhalt, das war zu viel des Guten. Das war so schön.
Ein paar Worte an zukünftige Musiker:
Ich wüsste nicht genau zu formulieren, wie ich etwas formulieren sollte, was nicht so wirkt, als hätte ich schon mal etwas rausgefunden. Also, das ist einfach nicht der Fall. Ich bin 32, alles was ich sage kann nicht so richtig absolut hingenommen werden, ich kann eigentlich nur sagen, dass dieses “Laufen lassen” oder ich nenn' es jetzt mal “Zulassen”, ohne, dass man das jetzt in so einem weißleinigen, esotherischen Sinne verstehen muss, sondern, dass mir irgendwann geholfen hat die Dinge weiter zu entwickeln, in dem Moment, in dem ich das Scheitern mit rein gerechnet habe. Ich habe tatsächlich irgendwann Musik herausgebracht die nicht fertig war und auch nicht zu Ende prozessiert und auch nicht irgendwie zu durchdacht, sondern das sind Lieder oder Stücke an die ich mich erinnert habe zwischen zwölften und zwanzigsten Lebensjahr und habe versucht mit ‘nem Rückrad die frei nach Außen zu geben. Ich hab’ dafür auch ordentlich eingesteckt, auch aus der eigenen Kollegschaft, hab’ aber dadurch gemerkt, dass ich auf ‘nen richtigen Weg komme. Und das war irgendwie ein schöner Moment, den Prozess auf einmal mit rein zu rechnen, den Perfektionsdrang abzuschalten, also die ganzen Dinge, die einem eigentlich die Freiheit nehmen, langsam abzubauen. Aber das geht leider nicht mit ‘nem Fingerschnips. Das ist wie der Kalenderspruch: “Ey, leb’ mal im Moment!” und das kann man zwar 600 mal lesen jeden Morgen usw., aber man kann es nicht begreifen, wenn man das nicht einmal wirklich zugelassen hat, was das wirklich heißt, wenn man nicht hinschaut, wo die Sache hinläuft. Vielleicht bringt das irgendwas. Wer weiß das schon.
Weimar, März 2020
Das ist eigentlich die schwierigste Frage zu Beginn. Martin Kohlstedt mein Name, ich bin gebürtiger Nord-Thüringer und hab es in der Musik probiert und hab ein eigenes Label gegründet und hab auch an der Bauhaus Universität hier in Weimar studiert, hab in alle möglichen Himmelsrichtungen alles ausprobiert, ja und am Ende bin ich ein Typ am Klavier.
Interessanterweise gab es nichts was einen zur Musik hin bewegt hat von Außen. Ich glaube, das hat es auch so schön für mich gemacht, dass da etwas war, was nicht unter ‘nem gewissen Leistungsdruck, unter Noten oder einer Hierarchie, einem Lehrer zuliebe stattfindet. Und deswegen hab’ ich mich mit zwölf wenn ich von der Schule heimkam manchmal ans Klavier gesetzt, wir hatten ein sehr verstimmtes im Wohnzimmer stehen. Dann hab’ ich einzelne Tasten gedrückt, auf eine fast meditative Art und Weise und das hat - wie andere wahrscheinlich malen, der andere macht Yoga, der andere geht joggen - hat mir das sehr geholfen erstmal da mit mir zu sein. Ich konnte da so ein bisschen die Zeit vergessen und hab’ einfach ein paar Sachen ausprobiert und manchmal ist einfach ein bisschen Spucke aus dem Mund gelaufen und da wusste ich, dass ich auf ‘nem richtigen Weg war.
Wann war dir klar, dass du Musiker werden willst?
Das Verrückte ist, in dem Moment wo man halt erzogen wird von Außen, traut man sich das sehr sehr lange nicht zu sagen, dass diese Musik eigentlich schon total viel von einem einnimmt und dass man das vielleicht sogar mal machen sollte. Das ist wie Astronaut werden, eigentlich, auf dem Land. Das brauchst du auch nicht deinen Großeltern erklären und erst recht nicht deinen Eltern. Das heißt, das ist wie versteckt mit mir mitgeschwommen, ich hab’ das immer für mich gebraucht und auch immer für mich angewendet. Eigentlich brauchte es erst - und das ist das perfide an der ganzen Sache - für mich einen großen Familieneinschlag, dass ich mich da raus emanzipieren konnte.
Genau, das hat dann angefangen in Erfurt im Zughafen und ich wusste noch nicht in welcher Form sich diese Musik ausleben würde. Ich hab’ viel Filmmusik gemacht, ich war mit Clueso beim Bundesvision Songcontest, ich war mit elektronischen Bands in Holland in den Clubs, ich hab’ HipHop gemacht, Funk, Splash Festival, Reggae - irgendwie war man überall dabei und man hat dadurch auch viel gelernt und viel ausgetauscht, aber irgendwann hatte man sich dann im Fernsehen ertappt mit so Playback Tamburins und wusste: irgendwas ist völlig schief gelaufen. So schöner war es, also das war dann die nächste große Emanzipation, sich aus diesen Freundeskreisen ein Stück weit den Rücken zuzukehren - natürlich nicht den Menschen, sondern den Projekten an sich, also den Konstrukten - und zu sagen: ich fang jetzt wieder bei mir an, da als zwölfjähriger, wo ich ohne Belange an so ‘nem Klavier rumgedrückt hab’, ohne Fähigkeiten, ohne diese Sucht nach Abilities und Virtuosität und so, also nicht nach der falschen Wahrheit sozusagen. Die Leute kamen wieder, es wurden vertrautere Umgebungen und irgendwann konnte ich dann sagen: Ich glaub’ ich gründe jetzt ein Label und mein das ernst.
Dein bisher stärkster Moment im Schaffen?
Also vielleicht muss man von vorn erklären: wenn ich auf der Bühne bin, dann schaltet sich die komplette Hülle ab. Ich kann dort nicht mal so sprechen wie ich jetzt spreche. Also die komplette Außenhülle, alles was einen ausmacht, ist auf Unterbewusstsein geschaltet und nicht mehr Zwerchfell gestützt, auch eigentlich nicht mehr richtig präsent und ich mach da meine Sache und ich komm da sehr mit mir in Kontakt. Der Gegenüber, das wäre das Publikum, der kommt quasi passiv dadurch mit sich in Kontakt. Es ist eigentlich kein direkter Auftritt, ich sitze sogar mit dem Rücken zum Publikum, das vielleicht als Vorstellung vorab. Ich walte da und die Improvisation, die ich betreibe, ist halt so ein bisschen “always on the edge”. Es ist nie sicher, dass diese Komposition durchgeht oder irgendwas dergleichen. Es werden Stücke mittendrin abgebrochen, aber dann auch wieder mit allen kommuniziert. Es wird auf einmal so ein sicherer Raum aufgebaut, damit sowas auch möglich wird. Jetzt hatte ich die erste Einladung - nehmen wir mal Teheran - und dort kommst du als deutscher Komponist hin, wirst mit einer Limousine vor diese klassische Halle gefahren, funktioniert das dort? Kann ich dort ich selbst sein oder merke ich, wie ich mich aufrichte und eine Verbeugung mache und komische englische Floskeln zusammenstelle, die vielleicht überhaupt nicht dem entsprechen. Und das waren so die krassesten ersten Erfahrungen.
Es gibt keinen speziellsten Moment, aber so schön, dass es in dem einen Land Jazz versucht zu sein und in anderen Orten ist es Elektronika und da ist es Neo-Klassik und da ist es einfach völlig egal und so weiter. Das Genre wird sofort aufgebrochen, ich glaube das ist so die Mission, in der man da für sich selbst erwählt so unterwegs ist. Diese Grenzen in Frage zu stellen und auf Kommunikation zu pochen und Emotionen.
Dein bisher schlimmstes Erlebnis im Job?
Es gab viele sehr unsichere und deswegen peinliche Momente. Man war vorher in so vielen musischen Projekten und man konnte genau definieren warum was gut und was nicht gut war, alles war ausgecheckt und bei mir war gar nichts ausgecheckt, es war einfach laufen lassen, mit offenem Mund und …, da kamen manchmal ganz kindliche Strukturen usw. und da gab es auf jeden Fall so im ersten Jahr, 2014, 2015 sogar noch, gerade hier bei den größeren Auftritten, dass ich dieser Wand nicht gewappnet war und ich merke, dass ich auf dieser Bühne zusammengesackt bin und habe teilweise eine Minute nichts getan. Und da zieht sich mit jeder weiteren Sekunde die Schlinge weiter zu, weil, ja, das kommt dir vor wie sechs Minuten. Also es ist…das Publikum still…es gibt keine weiteren Feedbacks, du bist quasi ganz alleine mit dir und irgendwann empfindest du dieses Publikum als Spiegel. Und das ist es tatsächlich in diesem Fall auch. Und irgendwann bemerkst du aber, dass das alles völlig okay ist und dass du auch darüber reden kannst. Auf einmal konnte ich in der Elbphilharmonie Ende 2017 mitten im Stück abbrechen, was für einen klassischen Pianisten zum Beispiel ein Karriereende bedeuten könnte. Und auch bei mir gab es ein Raunen, Staunen, das Einatmen von 2500 Menschen, einfach aus der Angst, dass ich mich nicht mehr wohlfühlen könnte und dann dreht man sich aber fast okay damit zu den Leuten um und sagt: das ist nicht der richtige Weg, ich fange nochmal anders an.
Und auf einmal bekommt, habe ich bemerkt, dass ich bestimmen kann, ob das peinlich ist, oder nicht. Und das war glaube ich eine der spannendsten Punkte der Emanzipation, irgendwie seine Musik da freier und offen zu gestalten.
Das ist wohl oder übel mitgekommen, wenn man die Konventionen bricht, das begann schon einfach, als dann die ersten Auslandsauftritte dazu kamen und du dich auch nicht mehr einfach in der deutschen Sprache für alles rechtfertigen konntest, sondern ich war vor den feinst angezogenen Menschen bis hin zu den wundervollsten Hippies auf großen Festivals usw. Meine Person oder dieses schick konnte nicht immer gewährleistet werden, ich habe mich aber immer wieder dazwischen gefunden, Auftritte Barfuß gespielt und auf der anderen Seite dann wieder was schickes angehabt usw. und dann auch mal reduziert auf ein schwarzen T-Shirt, weil das nicht mehr wichtig ist, was ich in dem Fall bin, sondern die Musik hatte auf einmal ihren Platz.
Da hat man auf einmal gemerkt, dass gerade in Kirchen, gerade in grossen und langen Gebäuden und das man auch da die Konventionen brechen kann. Man ist ja in einer Kirche, das Gebäude hat schon eine Bedeutung. Wenn ich also anfange mit Synthesizern diese Kirchenfenster zum wackeln zu bringen, habe ich gemerkt, dass diese Macht irgendwie, die hat man sich dann auch mal zu Nutze gemacht. Grosse, alte Staatsbibliotheken, wie gesagt auch Hausdächer in Elektro und gerade in elektronischen Konzerten mit Absicht wieder solo-klavier zu spielen, wieder so dagegen eine Blase zu schaffen in der wieder alles anders ist und die Menschen, obwohl man einfach alle anderen Bühnen hören konnte, einfach so ganz auf das Leise hören wollten. Ja, so hat sich dann irgendwann diese Elektronik da eingemischt in das Ganze, was vorher Solo-Piano war. Früher konnte ich alle meine Floskeln am Solo-Piano für mich bedeutsam machen, aber die Elektronik war der Diskurs. Da war das erste mal der Gegenüber, der Kontrast, eigentlich sogar manchmal der Feind oder die Bedrohung des Ganzen und das hat dann aber erst so viel Reibung erzeugt, dass ich die Musik weiterentwickeln musste.
Your most intense moment in your job so far?
The most intense moment in my job so far must be the recordings we had earlier this year with the Babelsberger Cinema Orchester, because you basically just come in after weeks of composing and they sit down and nail your composition on the first attempt and the - that for once - and also it is extremely humbling that you basically just witness people being excellent at their job - the Orchestrator and the forty-plus Musicians and the Conductor - and it’s just like, very talented and devoted people bring your composition to life which makes you - which is extremely humbling and at the same time also makes you feel like a Rockstar, which is also good every now and then. That was fantastic, and I hope it’s only the beginning of many more movies to come. But it was the first time recording with an Orchestra and it’s hopefully not gonna be the last, and will be a forever cherished moment in my heart.
Gibt es beruflich etwas an dem du fast verzweifelt wärst?
Verzweiflung ist schon das letzte Level, aber Zweifel ist eigentlich noch gut - Verzweiflung blockiert dann. Es muss noch etwas davor sein. Unsicherheit ist ein sehr schöner Moment. Sich der Sache nicht sicher zu sein, unabsolut zu handeln, dann merk ich auch, dass die Finger weich bleiben und das man eher sucht bei spielen und dann ist man in der Improvisation viel mehr im Moment. In dem Moment wo die Verzweiflung einsetzt merkt man, dass das Gehirn oder die linke Gehirnhälfte eigentlich versucht das wieder hin zu biegen oder auf die nächste Insel hin zu spielen - und da merkt man, dass man konstruiert. Also das wäre dann die Fake-Impro. Das ist dann wieder etwas, das die Musik dann eher einschränkt. Es ist das davor.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich hab irgendwann mal für mich eine Hauptquelle an Inspiration festgestellt und das sind tatsächlich all die Leute um mich herum und sozusagen wie die Verbindung dazu ist. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in meinem Label nicht Leute eingestellt habe, die kompetent sind - also das klingt jetzt hart - sondern die mit mir da rein wachsen, also die meine Authentizität jeden Tag auf den Prüfstand stellen und hab irgendwann gemerkt, dass durch das steigende Vertrauen dieser Freunde und auch durch die Familie und all das drumherum , dass man immer mehr abgesichert und eingebettet war. Und da sind wir wieder bei diesem Freiheitskonstrukt, dass ich dadurch freier wurde im Handeln und ich auch auf der Bühne immer besser drüber reden konnte, weil ich hab für meine Partnerin oder ich habe gemerkt: egal wie ich hier heute rausgehe, ich bin in einem sicheren Kreis. Es hat immer mehr erlaubt. Und aus diesen paar nahen Menschen sind jetzt viele tausende tatsächlich geworden die immer wieder auf Konzerte kommen, teilweise auf 25 Konzerte hintereinander, weil es ja immer ein anderes ist. Und daran sehe ich irgendwie, dass sie es nicht einfach nur verstanden haben, sondern, dass da für sie selbst ein krasser Prozess mit reinkommt und das schafft für mich Inspiration oder meine Aufgabe. Genau diese Arbeit am laufen zu halten, diese Suche und dieses in Kontakt kommen. Dass da natürlich auch Natur eine Rolle spielt, dass ich in der Natur gut klar komme und zu mir finde, Wälder, Wasser, Ozeane, usw. Ich weiß nicht genau, ob es als aktive Inspirationsquelle bezeichnet werden kann, aber es hilft sehr, es zu ordnen, sagen wirs so, aber es ist tatsächlich etwas menschliches, was damit einhergeht. Das kann man wohl als Hauptinspirationsquelle bezeichnen.
Die Musik erfährt gerade an vielen Ecken so eine ganz verrückte Stagnation. Vorher gab es ja diese Genres und alle waren auf Kurs. Die 90er waren so die freie Entfaltung, alles aus den 80ern wurde nochmal überperformed und ist dann irgendwann in so einem Feuerwerk irgendwie zu Grunde gegangen und mittlerweile hat so jeder seinen eigenen Bereich in dem er hört. Früher habe ich sicherlich viel ruhiges, filmmusisches ohne Text gehört, weil ich sozusagen da mehr für mich reininterpretieren konnte. In dem Moment wo ich das aber selbst begonnen habe zu betreiben, sag ich mal, oder selbst für mich diese Blase aufrecht zu erhalten, habe ich gemerkt, dass andere Musikstile, die quasi sich noch entwickeln - das ist seltsamerweise gerade bei mir der HipHop, wenn man jetzt mal davon ausgeht. Das ist eine der diskursreichsten Musikrichtungen die es gerade noch gibt und es gibt gerade eine so wahnsinnig gute Frauenbewegung - Sudan Archives, Little Simz, Sampa the Great - wo aus verschiedenen Ländern, also noch da wo wirklich notwendig was gesagt werden muss, was zusammenkommt. Und ich glaube, das ist für mich das Zauberwort: Musik die noch irgendwo notwendig ist, da machts bei mir klick. Es gab so viele lebhafte Zeiten und in denen sucht man natürlich rum und da gibts sehr viel zeitliche oder geschichtliche Bezüge, aber auch die Zeit die es jetzt mitbringt, da ist viel - entweder es geht ganz tief nach innen, in den Ambient und in die ganz entschleunigte, zeitgestretchte Musik, wo man viel ordnet und defragmentiert im Kopf, oder es ist wirklich der Versuch klartext zu reden und da sind wir in der ganz bewussten Musik und da ist ja der HipHop gerade irgendwie genau mein Gegenspieler. Ich glaube, das Wort als Wert, da bin ich immer noch sehr vorsichtig. Also ich mag die Interpretationsfreiheit einfach und deswegen auch meine Stücke so kryptisch gehalten, meine Albumtitel in sehr sporadischen Metaphern, kann man sagen, gehalten und jeder hat so seine Geschichte und die kann er dann da so mit hinbringen.
Es gibt tatsächlich jetzt mein jüngstes Experiment, das ist mein recht introvertiertes, selbstkreiertes, allein gebautes Album “Strom”, was man mal in den Kontext eines klassischen Chors gestellt hat. Es war aber nicht das erste Ziel “Ohja, das muss mit Stimmen versehen werden”, sondern das erste Ziel ist: okay, das ist eigentlich nicht möglich, diese klassische Struktur mit diesem intuitiven improvisierten zusammen zu werfen. Und das war der Reiz.
Und so waren auf einmal sechzig Stimmen verwoben als Instrument mit meiner doch eher nahen und innigen Musik und das war schon Wahnsinn. Also, ich hab’ fünf Proben erstmal nur durch geweint, das war einfach zu schön. Die alten Stücke von einem Selbst und dann versehen mit dieser Armee an Rückhalt, das war zu viel des Guten. Das war so schön.
Ein paar Worte an zukünftige Musiker:
Ich wüsste nicht genau zu formulieren, wie ich etwas formulieren sollte, was nicht so wirkt, als hätte ich schon mal etwas rausgefunden. Also, das ist einfach nicht der Fall. Ich bin 32, alles was ich sage kann nicht so richtig absolut hingenommen werden, ich kann eigentlich nur sagen, dass dieses “Laufen lassen” oder ich nenn' es jetzt mal “Zulassen”, ohne, dass man das jetzt in so einem weißleinigen, esotherischen Sinne verstehen muss, sondern, dass mir irgendwann geholfen hat die Dinge weiter zu entwickeln, in dem Moment, in dem ich das Scheitern mit rein gerechnet habe. Ich habe tatsächlich irgendwann Musik herausgebracht die nicht fertig war und auch nicht zu Ende prozessiert und auch nicht irgendwie zu durchdacht, sondern das sind Lieder oder Stücke an die ich mich erinnert habe zwischen zwölften und zwanzigsten Lebensjahr und habe versucht mit ‘nem Rückrad die frei nach Außen zu geben. Ich hab’ dafür auch ordentlich eingesteckt, auch aus der eigenen Kollegschaft, hab’ aber dadurch gemerkt, dass ich auf ‘nen richtigen Weg komme. Und das war irgendwie ein schöner Moment, den Prozess auf einmal mit rein zu rechnen, den Perfektionsdrang abzuschalten, also die ganzen Dinge, die einem eigentlich die Freiheit nehmen, langsam abzubauen. Aber das geht leider nicht mit ‘nem Fingerschnips. Das ist wie der Kalenderspruch: “Ey, leb’ mal im Moment!” und das kann man zwar 600 mal lesen jeden Morgen usw., aber man kann es nicht begreifen, wenn man das nicht einmal wirklich zugelassen hat, was das wirklich heißt, wenn man nicht hinschaut, wo die Sache hinläuft. Vielleicht bringt das irgendwas. Wer weiß das schon.
Weimar, März 2020
Das ist eigentlich die schwierigste Frage zu Beginn. Martin Kohlstedt mein Name, ich bin gebürtiger Nord-Thüringer und hab es in der Musik probiert und hab ein eigenes Label gegründet und hab auch an der Bauhaus Universität hier in Weimar studiert, hab in alle möglichen Himmelsrichtungen alles ausprobiert, ja und am Ende bin ich ein Typ am Klavier.#
Interessanterweise gab es nichts was einen zur Musik hin bewegt hat von Außen. Ich glaube, das hat es auch so schön für mich gemacht, dass da etwas war, was nicht unter ‘nem gewissen Leistungsdruck, unter Noten oder einer Hierarchie, einem Lehrer zuliebe stattfindet. Und deswegen hab’ ich mich mit zwölf wenn ich von der Schule heimkam manchmal ans Klavier gesetzt, wir hatten ein sehr verstimmtes im Wohnzimmer stehen. Dann hab’ ich einzelne Tasten gedrückt, auf eine fast meditative Art und Weise und das hat - wie andere wahrscheinlich malen, der andere macht Yoga, der andere geht joggen - hat mir das sehr geholfen erstmal da mit mir zu sein. Ich konnte da so ein bisschen die Zeit vergessen und hab’ einfach ein paar Sachen ausprobiert und manchmal ist einfach ein bisschen Spucke aus dem Mund gelaufen und da wusste ich, dass ich auf ‘nem richtigen Weg war.
Wann war dir klar, dass du Musiker werden willst?
Das Verrückte ist, in dem Moment wo man halt erzogen wird von Außen, traut man sich das sehr sehr lange nicht zu sagen, dass diese Musik eigentlich schon total viel von einem einnimmt und dass man das vielleicht sogar mal machen sollte. Das ist wie Astronaut werden, eigentlich, auf dem Land. Das brauchst du auch nicht deinen Großeltern erklären und erst recht nicht deinen Eltern. Das heißt, das ist wie versteckt mit mir mitgeschwommen, ich hab’ das immer für mich gebraucht und auch immer für mich angewendet. Eigentlich brauchte es erst - und das ist das perfide an der ganzen Sache - für mich einen großen Familieneinschlag, dass ich mich da raus emanzipieren konnte.
Genau, das hat dann angefangen in Erfurt im Zughafen und ich wusste noch nicht in welcher Form sich diese Musik ausleben würde. Ich hab’ viel Filmmusik gemacht, ich war mit Clueso beim Bundesvision Songcontest, ich war mit elektronischen Bands in Holland in den Clubs, ich hab’ HipHop gemacht, Funk, Splash Festival, Reggae - irgendwie war man überall dabei und man hat dadurch auch viel gelernt und viel ausgetauscht, aber irgendwann hatte man sich dann im Fernsehen ertappt mit so Playback Tamburins und wusste: irgendwas ist völlig schief gelaufen. So schöner war es, also das war dann die nächste große Emanzipation, sich aus diesen Freundeskreisen ein Stück weit den Rücken zuzukehren - natürlich nicht den Menschen, sondern den Projekten an sich, also den Konstrukten - und zu sagen: ich fang jetzt wieder bei mir an, da als zwölfjähriger, wo ich ohne Belange an so ‘nem Klavier rumgedrückt hab’, ohne Fähigkeiten, ohne diese Sucht nach Abilities und Virtuosität und so, also nicht nach der falschen Wahrheit sozusagen. Die Leute kamen wieder, es wurden vertrautere Umgebungen und irgendwann konnte ich dann sagen: Ich glaub’ ich gründe jetzt ein Label und mein das ernst.
Dein bisher stärkster Moment im Schaffen?
Also vielleicht muss man von vorn erklären: wenn ich auf der Bühne bin, dann schaltet sich die komplette Hülle ab. Ich kann dort nicht mal so sprechen wie ich jetzt spreche. Also die komplette Außenhülle, alles was einen ausmacht, ist auf Unterbewusstsein geschaltet und nicht mehr Zwerchfell gestützt, auch eigentlich nicht mehr richtig präsent und ich mach da meine Sache und ich komm da sehr mit mir in Kontakt. Der Gegenüber, das wäre das Publikum, der kommt quasi passiv dadurch mit sich in Kontakt. Es ist eigentlich kein direkter Auftritt, ich sitze sogar mit dem Rücken zum Publikum, das vielleicht als Vorstellung vorab. Ich walte da und die Improvisation, die ich betreibe, ist halt so ein bisschen “always on the edge”. Es ist nie sicher, dass diese Komposition durchgeht oder irgendwas dergleichen. Es werden Stücke mittendrin abgebrochen, aber dann auch wieder mit allen kommuniziert. Es wird auf einmal so ein sicherer Raum aufgebaut, damit sowas auch möglich wird. Jetzt hatte ich die erste Einladung - nehmen wir mal Teheran - und dort kommst du als deutscher Komponist hin, wirst mit einer Limousine vor diese klassische Halle gefahren, funktioniert das dort? Kann ich dort ich selbst sein oder merke ich, wie ich mich aufrichte und eine Verbeugung mache und komische englische Floskeln zusammenstelle, die vielleicht überhaupt nicht dem entsprechen. Und das waren so die krassesten ersten Erfahrungen.
Es gibt keinen speziellsten Moment, aber so schön, dass es in dem einen Land Jazz versucht zu sein und in anderen Orten ist es Elektronika und da ist es Neo-Klassik und da ist es einfach völlig egal und so weiter. Das Genre wird sofort aufgebrochen, ich glaube das ist so die Mission, in der man da für sich selbst erwählt so unterwegs ist. Diese Grenzen in Frage zu stellen und auf Kommunikation zu pochen und Emotionen.
Dein bisher schlimmstes Erlebnis im Job?
Es gab viele sehr unsichere und deswegen peinliche Momente. Man war vorher in so vielen musischen Projekten und man konnte genau definieren warum was gut und was nicht gut war, alles war ausgecheckt und bei mir war gar nichts ausgecheckt, es war einfach laufen lassen, mit offenem Mund und …, da kamen manchmal ganz kindliche Strukturen usw. und da gab es auf jeden Fall so im ersten Jahr, 2014, 2015 sogar noch, gerade hier bei den größeren Auftritten, dass ich dieser Wand nicht gewappnet war und ich merke, dass ich auf dieser Bühne zusammengesackt bin und habe teilweise eine Minute nichts getan. Und da zieht sich mit jeder weiteren Sekunde die Schlinge weiter zu, weil, ja, das kommt dir vor wie sechs Minuten. Also es ist…das Publikum still…es gibt keine weiteren Feedbacks, du bist quasi ganz alleine mit dir und irgendwann empfindest du dieses Publikum als Spiegel. Und das ist es tatsächlich in diesem Fall auch. Und irgendwann bemerkst du aber, dass das alles völlig okay ist und dass du auch darüber reden kannst. Auf einmal konnte ich in der Elbphilharmonie Ende 2017 mitten im Stück abbrechen, was für einen klassischen Pianisten zum Beispiel ein Karriereende bedeuten könnte. Und auch bei mir gab es ein Raunen, Staunen, das Einatmen von 2500 Menschen, einfach aus der Angst, dass ich mich nicht mehr wohlfühlen könnte und dann dreht man sich aber fast okay damit zu den Leuten um und sagt: das ist nicht der richtige Weg, ich fange nochmal anders an.
Und auf einmal bekommt, habe ich bemerkt, dass ich bestimmen kann, ob das peinlich ist, oder nicht. Und das war glaube ich eine der spannendsten Punkte der Emanzipation, irgendwie seine Musik da freier und offen zu gestalten.
Das ist wohl oder übel mitgekommen, wenn man die Konventionen bricht, das begann schon einfach, als dann die ersten Auslandsauftritte dazu kamen und du dich auch nicht mehr einfach in der deutschen Sprache für alles rechtfertigen konntest, sondern ich war vor den feinst angezogenen Menschen bis hin zu den wundervollsten Hippies auf großen Festivals usw. Meine Person oder dieses schick konnte nicht immer gewährleistet werden, ich habe mich aber immer wieder dazwischen gefunden, Auftritte Barfuß gespielt und auf der anderen Seite dann wieder was schickes angehabt usw. und dann auch mal reduziert auf ein schwarzen T-Shirt, weil das nicht mehr wichtig ist, was ich in dem Fall bin, sondern die Musik hatte auf einmal ihren Platz.
Da hat man auf einmal gemerkt, dass gerade in Kirchen, gerade in grossen und langen Gebäuden und das man auch da die Konventionen brechen kann. Man ist ja in einer Kirche, das Gebäude hat schon eine Bedeutung. Wenn ich also anfange mit Synthesizern diese Kirchenfenster zum wackeln zu bringen, habe ich gemerkt, dass diese Macht irgendwie, die hat man sich dann auch mal zu Nutze gemacht. Grosse, alte Staatsbibliotheken, wie gesagt auch Hausdächer in Elektro und gerade in elektronischen Konzerten mit Absicht wieder solo-klavier zu spielen, wieder so dagegen eine Blase zu schaffen in der wieder alles anders ist und die Menschen, obwohl man einfach alle anderen Bühnen hören konnte, einfach so ganz auf das Leise hören wollten. Ja, so hat sich dann irgendwann diese Elektronik da eingemischt in das Ganze, was vorher Solo-Piano war. Früher konnte ich alle meine Floskeln am Solo-Piano für mich bedeutsam machen, aber die Elektronik war der Diskurs. Da war das erste mal der Gegenüber, der Kontrast, eigentlich sogar manchmal der Feind oder die Bedrohung des Ganzen und das hat dann aber erst so viel Reibung erzeugt, dass ich die Musik weiterentwickeln musste.
Gibt es beruflich etwas an dem du fast verzweifelt wärst?
Verzweiflung ist schon das letzte Level, aber Zweifel ist eigentlich noch gut - Verzweiflung blockiert dann. Es muss noch etwas davor sein. Unsicherheit ist ein sehr schöner Moment. Sich der Sache nicht sicher zu sein, unabsolut zu handeln, dann merk ich auch, dass die Finger weich bleiben und das man eher sucht bei spielen und dann ist man in der Improvisation viel mehr im Moment. In dem Moment wo die Verzweiflung einsetzt merkt man, dass das Gehirn oder die linke Gehirnhälfte eigentlich versucht das wieder hin zu biegen oder auf die nächste Insel hin zu spielen - und da merkt man, dass man konstruiert. Also das wäre dann die Fake-Impro. Das ist dann wieder etwas, das die Musik dann eher einschränkt. Es ist das davor.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich hab irgendwann mal für mich eine Hauptquelle an Inspiration festgestellt und das sind tatsächlich all die Leute um mich herum und sozusagen wie die Verbindung dazu ist. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in meinem Label nicht Leute eingestellt habe, die kompetent sind - also das klingt jetzt hart - sondern die mit mir da rein wachsen, also die meine Authentizität jeden Tag auf den Prüfstand stellen und hab irgendwann gemerkt, dass durch das steigende Vertrauen dieser Freunde und auch durch die Familie und all das drumherum , dass man immer mehr abgesichert und eingebettet war. Und da sind wir wieder bei diesem Freiheitskonstrukt, dass ich dadurch freier wurde im Handeln und ich auch auf der Bühne immer besser drüber reden konnte, weil ich hab für meine Partnerin oder ich habe gemerkt: egal wie ich hier heute rausgehe, ich bin in einem sicheren Kreis. Es hat immer mehr erlaubt. Und aus diesen paar nahen Menschen sind jetzt viele tausende tatsächlich geworden die immer wieder auf Konzerte kommen, teilweise auf 25 Konzerte hintereinander, weil es ja immer ein anderes ist. Und daran sehe ich irgendwie, dass sie es nicht einfach nur verstanden haben, sondern, dass da für sie selbst ein krasser Prozess mit reinkommt und das schafft für mich Inspiration oder meine Aufgabe. Genau diese Arbeit am laufen zu halten, diese Suche und dieses in Kontakt kommen. Dass da natürlich auch Natur eine Rolle spielt, dass ich in der Natur gut klar komme und zu mir finde, Wälder, Wasser, Ozeane, usw. Ich weiß nicht genau, ob es als aktive Inspirationsquelle bezeichnet werden kann, aber es hilft sehr, es zu ordnen, sagen wirs so, aber es ist tatsächlich etwas menschliches, was damit einhergeht. Das kann man wohl als Hauptinspirationsquelle bezeichnen.
Die Musik erfährt gerade an vielen Ecken so eine ganz verrückte Stagnation. Vorher gab es ja diese Genres und alle waren auf Kurs. Die 90er waren so die freie Entfaltung, alles aus den 80ern wurde nochmal überperformed und ist dann irgendwann in so einem Feuerwerk irgendwie zu Grunde gegangen und mittlerweile hat so jeder seinen eigenen Bereich in dem er hört. Früher habe ich sicherlich viel ruhiges, filmmusisches ohne Text gehört, weil ich sozusagen da mehr für mich reininterpretieren konnte. In dem Moment wo ich das aber selbst begonnen habe zu betreiben, sag ich mal, oder selbst für mich diese Blase aufrecht zu erhalten, habe ich gemerkt, dass andere Musikstile, die quasi sich noch entwickeln - das ist seltsamerweise gerade bei mir der HipHop, wenn man jetzt mal davon ausgeht. Das ist eine der diskursreichsten Musikrichtungen die es gerade noch gibt und es gibt gerade eine so wahnsinnig gute Frauenbewegung - Sudan Archives, Little Simz, Sampa the Great - wo aus verschiedenen Ländern, also noch da wo wirklich notwendig was gesagt werden muss, was zusammenkommt. Und ich glaube, das ist für mich das Zauberwort: Musik die noch irgendwo notwendig ist, da machts bei mir klick. Es gab so viele lebhafte Zeiten und in denen sucht man natürlich rum und da gibts sehr viel zeitliche oder geschichtliche Bezüge, aber auch die Zeit die es jetzt mitbringt, da ist viel - entweder es geht ganz tief nach innen, in den Ambient und in die ganz entschleunigte, zeitgestretchte Musik, wo man viel ordnet und defragmentiert im Kopf, oder es ist wirklich der Versuch klartext zu reden und da sind wir in der ganz bewussten Musik und da ist ja der HipHop gerade irgendwie genau mein Gegenspieler. Ich glaube, das Wort als Wert, da bin ich immer noch sehr vorsichtig. Also ich mag die Interpretationsfreiheit einfach und deswegen auch meine Stücke so kryptisch gehalten, meine Albumtitel in sehr sporadischen Metaphern, kann man sagen, gehalten und jeder hat so seine Geschichte und die kann er dann da so mit hinbringen.
Es gibt tatsächlich jetzt mein jüngstes Experiment, das ist mein recht introvertiertes, selbstkreiertes, allein gebautes Album “Strom”, was man mal in den Kontext eines klassischen Chors gestellt hat. Es war aber nicht das erste Ziel “Ohja, das muss mit Stimmen versehen werden”, sondern das erste Ziel ist: okay, das ist eigentlich nicht möglich, diese klassische Struktur mit diesem intuitiven improvisierten zusammen zu werfen. Und das war der Reiz.
Und so waren auf einmal sechzig Stimmen verwoben als Instrument mit meiner doch eher nahen und innigen Musik und das war schon Wahnsinn. Also, ich hab’ fünf Proben erstmal nur durch geweint, das war einfach zu schön. Die alten Stücke von einem Selbst und dann versehen mit dieser Armee an Rückhalt, das war zu viel des Guten. Das war so schön.
Ein paar Worte an zukünftige Musiker:
Ich wüsste nicht genau zu formulieren, wie ich etwas formulieren sollte, was nicht so wirkt, als hätte ich schon mal etwas rausgefunden. Also, das ist einfach nicht der Fall. Ich bin 32, alles was ich sage kann nicht so richtig absolut hingenommen werden, ich kann eigentlich nur sagen, dass dieses “Laufen lassen” oder ich nenn’ es jetzt mal “Zulassen”, ohne, dass man das jetzt in so einem weißleinigen, esotherischen Sinne verstehen muss, sondern, dass mir irgendwann geholfen hat die Dinge weiter zu entwickeln, in dem Moment, in dem ich das Scheitern mit rein gerechnet habe. Ich habe tatsächlich irgendwann Musik herausgebracht die nicht fertig war und auch nicht zu Ende prozessiert und auch nicht irgendwie zu durchdacht, sondern das sind Lieder oder Stücke an die ich mich erinnert habe zwischen zwölften und zwanzigsten Lebensjahr und habe versucht mit ‘nem Rückrad die frei nach Außen zu geben. Ich hab’ dafür auch ordentlich eingesteckt, auch aus der eigenen Kollegschaft, hab’ aber dadurch gemerkt, dass ich auf ‘nen richtigen Weg komme. Und das war irgendwie ein schöner Moment, den Prozess auf einmal mit rein zu rechnen, den Perfektionsdrang abzuschalten, also die ganzen Dinge, die einem eigentlich die Freiheit nehmen, langsam abzubauen. Aber das geht leider nicht mit ‘nem Fingerschnips. Das ist wie der Kalenderspruch: “Ey, leb’ mal im Moment!” und das kann man zwar 600 mal lesen jeden Morgen usw., aber man kann es nicht begreifen, wenn man das nicht einmal wirklich zugelassen hat, was das wirklich heißt, wenn man nicht hinschaut, wo die Sache hinläuft. Vielleicht bringt das irgendwas. Wer weiß das schon.
Weimar, März 2020
Das ist eigentlich die schwierigste Frage zu Beginn. Martin Kohlstedt mein Name, ich bin gebürtiger Nord-Thüringer und hab es in der Musik probiert und hab ein eigenes Label gegründet und hab auch an der Bauhaus Universität hier in Weimar studiert, hab in alle möglichen Himmelsrichtungen alles ausprobiert, ja und am Ende bin ich ein Typ am Klavier.
Interessanterweise gab es nichts was einen zur Musik hin bewegt hat von Außen. Ich glaube, das hat es auch so schön für mich gemacht, dass da etwas war, was nicht unter ‘nem gewissen Leistungsdruck, unter Noten oder einer Hierarchie, einem Lehrer zuliebe stattfindet. Und deswegen hab’ ich mich mit zwölf wenn ich von der Schule heimkam manchmal ans Klavier gesetzt, wir hatten ein sehr verstimmtes im Wohnzimmer stehen. Dann hab’ ich einzelne Tasten gedrückt, auf eine fast meditative Art und Weise und das hat - wie andere wahrscheinlich malen, der andere macht Yoga, der andere geht joggen - hat mir das sehr geholfen erstmal da mit mir zu sein. Ich konnte da so ein bisschen die Zeit vergessen und hab’ einfach ein paar Sachen ausprobiert und manchmal ist einfach ein bisschen Spucke aus dem Mund gelaufen und da wusste ich, dass ich auf ‘nem richtigen Weg war.
Wann war dir klar, dass du Musiker werden willst?
Das Verrückte ist, in dem Moment wo man halt erzogen wird von Außen, traut man sich das sehr sehr lange nicht zu sagen, dass diese Musik eigentlich schon total viel von einem einnimmt und dass man das vielleicht sogar mal machen sollte. Das ist wie Astronaut werden, eigentlich, auf dem Land. Das brauchst du auch nicht deinen Großeltern erklären und erst recht nicht deinen Eltern. Das heißt, das ist wie versteckt mit mir mitgeschwommen, ich hab’ das immer für mich gebraucht und auch immer für mich angewendet. Eigentlich brauchte es erst - und das ist das perfide an der ganzen Sache - für mich einen großen Familieneinschlag, dass ich mich da raus emanzipieren konnte.
Genau, das hat dann angefangen in Erfurt im Zughafen und ich wusste noch nicht in welcher Form sich diese Musik ausleben würde. Ich hab’ viel Filmmusik gemacht, ich war mit Clueso beim Bundesvision Songcontest, ich war mit elektronischen Bands in Holland in den Clubs, ich hab’ HipHop gemacht, Funk, Splash Festival, Reggae - irgendwie war man überall dabei und man hat dadurch auch viel gelernt und viel ausgetauscht, aber irgendwann hatte man sich dann im Fernsehen ertappt mit so Playback Tamburins und wusste: irgendwas ist völlig schief gelaufen. So schöner war es, also das war dann die nächste große Emanzipation, sich aus diesen Freundeskreisen ein Stück weit den Rücken zuzukehren - natürlich nicht den Menschen, sondern den Projekten an sich, also den Konstrukten - und zu sagen: ich fang jetzt wieder bei mir an, da als zwölfjähriger, wo ich ohne Belange an so ‘nem Klavier rumgedrückt hab’, ohne Fähigkeiten, ohne diese Sucht nach Abilities und Virtuosität und so, also nicht nach der falschen Wahrheit sozusagen. Die Leute kamen wieder, es wurden vertrautere Umgebungen und irgendwann konnte ich dann sagen: Ich glaub’ ich gründe jetzt ein Label und mein das ernst.
Dein bisher stärkster Moment im Schaffen?
Also vielleicht muss man von vorn erklären: wenn ich auf der Bühne bin, dann schaltet sich die komplette Hülle ab. Ich kann dort nicht mal so sprechen wie ich jetzt spreche. Also die komplette Außenhülle, alles was einen ausmacht, ist auf Unterbewusstsein geschaltet und nicht mehr Zwerchfell gestützt, auch eigentlich nicht mehr richtig präsent und ich mach da meine Sache und ich komm da sehr mit mir in Kontakt. Der Gegenüber, das wäre das Publikum, der kommt quasi passiv dadurch mit sich in Kontakt. Es ist eigentlich kein direkter Auftritt, ich sitze sogar mit dem Rücken zum Publikum, das vielleicht als Vorstellung vorab. Ich walte da und die Improvisation, die ich betreibe, ist halt so ein bisschen “always on the edge”. Es ist nie sicher, dass diese Komposition durchgeht oder irgendwas dergleichen. Es werden Stücke mittendrin abgebrochen, aber dann auch wieder mit allen kommuniziert. Es wird auf einmal so ein sicherer Raum aufgebaut, damit sowas auch möglich wird. Jetzt hatte ich die erste Einladung - nehmen wir mal Teheran - und dort kommst du als deutscher Komponist hin, wirst mit einer Limousine vor diese klassische Halle gefahren, funktioniert das dort? Kann ich dort ich selbst sein oder merke ich, wie ich mich aufrichte und eine Verbeugung mache und komische englische Floskeln zusammenstelle, die vielleicht überhaupt nicht dem entsprechen. Und das waren so die krassesten ersten Erfahrungen.
Es gibt keinen speziellsten Moment, aber so schön, dass es in dem einen Land Jazz versucht zu sein und in anderen Orten ist es Elektronika und da ist es Neo-Klassik und da ist es einfach völlig egal und so weiter. Das Genre wird sofort aufgebrochen, ich glaube das ist so die Mission, in der man da für sich selbst erwählt so unterwegs ist. Diese Grenzen in Frage zu stellen und auf Kommunikation zu pochen und Emotionen.
When did you realize you wanted to become a musician?Dein bisher schlimmstes Erlebnis im Job?
Es gab viele sehr unsichere und deswegen peinliche Momente. Man war vorher in so vielen musischen Projekten und man konnte genau definieren warum was gut und was nicht gut war, alles war ausgecheckt und bei mir war gar nichts ausgecheckt, es war einfach laufen lassen, mit offenem Mund und …, da kamen manchmal ganz kindliche Strukturen usw. und da gab es auf jeden Fall so im ersten Jahr, 2014, 2015 sogar noch, gerade hier bei den größeren Auftritten, dass ich dieser Wand nicht gewappnet war und ich merke, dass ich auf dieser Bühne zusammengesackt bin und habe teilweise eine Minute nichts getan. Und da zieht sich mit jeder weiteren Sekunde die Schlinge weiter zu, weil, ja, das kommt dir vor wie sechs Minuten. Also es ist…das Publikum still…es gibt keine weiteren Feedbacks, du bist quasi ganz alleine mit dir und irgendwann empfindest du dieses Publikum als Spiegel. Und das ist es tatsächlich in diesem Fall auch. Und irgendwann bemerkst du aber, dass das alles völlig okay ist und dass du auch darüber reden kannst. Auf einmal konnte ich in der Elbphilharmonie Ende 2017 mitten im Stück abbrechen, was für einen klassischen Pianisten zum Beispiel ein Karriereende bedeuten könnte. Und auch bei mir gab es ein Raunen, Staunen, das Einatmen von 2500 Menschen, einfach aus der Angst, dass ich mich nicht mehr wohlfühlen könnte und dann dreht man sich aber fast okay damit zu den Leuten um und sagt: das ist nicht der richtige Weg, ich fange nochmal anders an.
Und auf einmal bekommt, habe ich bemerkt, dass ich bestimmen kann, ob das peinlich ist, oder nicht. Und das war glaube ich eine der spannendsten Punkte der Emanzipation, irgendwie seine Musik da freier und offen zu gestalten.
Das ist wohl oder übel mitgekommen, wenn man die Konventionen bricht, das begann schon einfach, als dann die ersten Auslandsauftritte dazu kamen und du dich auch nicht mehr einfach in der deutschen Sprache für alles rechtfertigen konntest, sondern ich war vor den feinst angezogenen Menschen bis hin zu den wundervollsten Hippies auf großen Festivals usw. Meine Person oder dieses schick konnte nicht immer gewährleistet werden, ich habe mich aber immer wieder dazwischen gefunden, Auftritte Barfuß gespielt und auf der anderen Seite dann wieder was schickes angehabt usw. und dann auch mal reduziert auf ein schwarzen T-Shirt, weil das nicht mehr wichtig ist, was ich in dem Fall bin, sondern die Musik hatte auf einmal ihren Platz.
Da hat man auf einmal gemerkt, dass gerade in Kirchen, gerade in grossen und langen Gebäuden und das man auch da die Konventionen brechen kann. Man ist ja in einer Kirche, das Gebäude hat schon eine Bedeutung. Wenn ich also anfange mit Synthesizern diese Kirchenfenster zum wackeln zu bringen, habe ich gemerkt, dass diese Macht irgendwie, die hat man sich dann auch mal zu Nutze gemacht. Grosse, alte Staatsbibliotheken, wie gesagt auch Hausdächer in Elektro und gerade in elektronischen Konzerten mit Absicht wieder solo-klavier zu spielen, wieder so dagegen eine Blase zu schaffen in der wieder alles anders ist und die Menschen, obwohl man einfach alle anderen Bühnen hören konnte, einfach so ganz auf das Leise hören wollten. Ja, so hat sich dann irgendwann diese Elektronik da eingemischt in das Ganze, was vorher Solo-Piano war. Früher konnte ich alle meine Floskeln am Solo-Piano für mich bedeutsam machen, aber die Elektronik war der Diskurs. Da war das erste mal der Gegenüber, der Kontrast, eigentlich sogar manchmal der Feind oder die Bedrohung des Ganzen und das hat dann aber erst so viel Reibung erzeugt, dass ich die Musik weiterentwickeln musste.
Gibt es beruflich etwas an dem du fast verzweifelt wärst?
Verzweiflung ist schon das letzte Level, aber Zweifel ist eigentlich noch gut - Verzweiflung blockiert dann. Es muss noch etwas davor sein. Unsicherheit ist ein sehr schöner Moment. Sich der Sache nicht sicher zu sein, unabsolut zu handeln, dann merk ich auch, dass die Finger weich bleiben und das man eher sucht bei spielen und dann ist man in der Improvisation viel mehr im Moment. In dem Moment wo die Verzweiflung einsetzt merkt man, dass das Gehirn oder die linke Gehirnhälfte eigentlich versucht das wieder hin zu biegen oder auf die nächste Insel hin zu spielen - und da merkt man, dass man konstruiert. Also das wäre dann die Fake-Impro. Das ist dann wieder etwas, das die Musik dann eher einschränkt. Es ist das davor.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich hab irgendwann mal für mich eine Hauptquelle an Inspiration festgestellt und das sind tatsächlich all die Leute um mich herum und sozusagen wie die Verbindung dazu ist. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in meinem Label nicht Leute eingestellt habe, die kompetent sind - also das klingt jetzt hart - sondern die mit mir da rein wachsen, also die meine Authentizität jeden Tag auf den Prüfstand stellen und hab irgendwann gemerkt, dass durch das steigende Vertrauen dieser Freunde und auch durch die Familie und all das drumherum , dass man immer mehr abgesichert und eingebettet war. Und da sind wir wieder bei diesem Freiheitskonstrukt, dass ich dadurch freier wurde im Handeln und ich auch auf der Bühne immer besser drüber reden konnte, weil ich hab für meine Partnerin oder ich habe gemerkt: egal wie ich hier heute rausgehe, ich bin in einem sicheren Kreis. Es hat immer mehr erlaubt. Und aus diesen paar nahen Menschen sind jetzt viele tausende tatsächlich geworden die immer wieder auf Konzerte kommen, teilweise auf 25 Konzerte hintereinander, weil es ja immer ein anderes ist. Und daran sehe ich irgendwie, dass sie es nicht einfach nur verstanden haben, sondern, dass da für sie selbst ein krasser Prozess mit reinkommt und das schafft für mich Inspiration oder meine Aufgabe. Genau diese Arbeit am laufen zu halten, diese Suche und dieses in Kontakt kommen. Dass da natürlich auch Natur eine Rolle spielt, dass ich in der Natur gut klar komme und zu mir finde, Wälder, Wasser, Ozeane, usw. Ich weiß nicht genau, ob es als aktive Inspirationsquelle bezeichnet werden kann, aber es hilft sehr, es zu ordnen, sagen wirs so, aber es ist tatsächlich etwas menschliches, was damit einhergeht. Das kann man wohl als Hauptinspirationsquelle bezeichnen.
Die Musik erfährt gerade an vielen Ecken so eine ganz verrückte Stagnation. Vorher gab es ja diese Genres und alle waren auf Kurs. Die 90er waren so die freie Entfaltung, alles aus den 80ern wurde nochmal überperformed und ist dann irgendwann in so einem Feuerwerk irgendwie zu Grunde gegangen und mittlerweile hat so jeder seinen eigenen Bereich in dem er hört. Früher habe ich sicherlich viel ruhiges, filmmusisches ohne Text gehört, weil ich sozusagen da mehr für mich reininterpretieren konnte. In dem Moment wo ich das aber selbst begonnen habe zu betreiben, sag ich mal, oder selbst für mich diese Blase aufrecht zu erhalten, habe ich gemerkt, dass andere Musikstile, die quasi sich noch entwickeln - das ist seltsamerweise gerade bei mir der HipHop, wenn man jetzt mal davon ausgeht. Das ist eine der diskursreichsten Musikrichtungen die es gerade noch gibt und es gibt gerade eine so wahnsinnig gute Frauenbewegung - Sudan Archives, Little Simz, Sampa the Great - wo aus verschiedenen Ländern, also noch da wo wirklich notwendig was gesagt werden muss, was zusammenkommt. Und ich glaube, das ist für mich das Zauberwort: Musik die noch irgendwo notwendig ist, da machts bei mir klick. Es gab so viele lebhafte Zeiten und in denen sucht man natürlich rum und da gibts sehr viel zeitliche oder geschichtliche Bezüge, aber auch die Zeit die es jetzt mitbringt, da ist viel - entweder es geht ganz tief nach innen, in den Ambient und in die ganz entschleunigte, zeitgestretchte Musik, wo man viel ordnet und defragmentiert im Kopf, oder es ist wirklich der Versuch klartext zu reden und da sind wir in der ganz bewussten Musik und da ist ja der HipHop gerade irgendwie genau mein Gegenspieler. Ich glaube, das Wort als Wert, da bin ich immer noch sehr vorsichtig. Also ich mag die Interpretationsfreiheit einfach und deswegen auch meine Stücke so kryptisch gehalten, meine Albumtitel in sehr sporadischen Metaphern, kann man sagen, gehalten und jeder hat so seine Geschichte und die kann er dann da so mit hinbringen.
Es gibt tatsächlich jetzt mein jüngstes Experiment, das ist mein recht introvertiertes, selbstkreiertes, allein gebautes Album “Strom”, was man mal in den Kontext eines klassischen Chors gestellt hat. Es war aber nicht das erste Ziel “Ohja, das muss mit Stimmen versehen werden”, sondern das erste Ziel ist: okay, das ist eigentlich nicht möglich, diese klassische Struktur mit diesem intuitiven improvisierten zusammen zu werfen. Und das war der Reiz.
Und so waren auf einmal sechzig Stimmen verwoben als Instrument mit meiner doch eher nahen und innigen Musik und das war schon Wahnsinn. Also, ich hab’ fünf Proben erstmal nur durch geweint, das war einfach zu schön. Die alten Stücke von einem Selbst und dann versehen mit dieser Armee an Rückhalt, das war zu viel des Guten. Das war so schön.
Ein paar Worte an zukünftige Musiker:
Ich wüsste nicht genau zu formulieren, wie ich etwas formulieren sollte, was nicht so wirkt, als hätte ich schon mal etwas rausgefunden. Also, das ist einfach nicht der Fall. Ich bin 32, alles was ich sage kann nicht so richtig absolut hingenommen werden, ich kann eigentlich nur sagen, dass dieses “Laufen lassen” oder ich nenn’ es jetzt mal “Zulassen”, ohne, dass man das jetzt in so einem weißleinigen, esotherischen Sinne verstehen muss, sondern, dass mir irgendwann geholfen hat die Dinge weiter zu entwickeln, in dem Moment, in dem ich das Scheitern mit rein gerechnet habe. Ich habe tatsächlich irgendwann Musik herausgebracht die nicht fertig war und auch nicht zu Ende prozessiert und auch nicht irgendwie zu durchdacht, sondern das sind Lieder oder Stücke an die ich mich erinnert habe zwischen zwölften und zwanzigsten Lebensjahr und habe versucht mit ‘nem Rückrad die frei nach Außen zu geben. Ich hab’ dafür auch ordentlich eingesteckt, auch aus der eigenen Kollegschaft, hab’ aber dadurch gemerkt, dass ich auf ‘nen richtigen Weg komme. Und das war irgendwie ein schöner Moment, den Prozess auf einmal mit rein zu rechnen, den Perfektionsdrang abzuschalten, also die ganzen Dinge, die einem eigentlich die Freiheit nehmen, langsam abzubauen. Aber das geht leider nicht mit ‘nem Fingerschnips. Das ist wie der Kalenderspruch: “Ey, leb’ mal im Moment!” und das kann man zwar 600 mal lesen jeden Morgen usw., aber man kann es nicht begreifen, wenn man das nicht einmal wirklich zugelassen hat, was das wirklich heißt, wenn man nicht hinschaut, wo die Sache hinläuft. Vielleicht bringt das irgendwas. Wer weiß das schon.
Weimar, März 2020
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